Spirituelle Grundlagen
Notfallseelsorge möchte für das Leid der Menschen empfindsam sein
Menschen im Leid ansehen und ihnen Ansehen (zurück) geben. Als Seelsorger/in müssen wir berührbar und angerührt sein, um Anwalt für die Kräfte des Lebens und Wegbegleiter auch in schlimmen Momenten des Lebens zu sein. So können wir helfen, Orientierung im „Chaos“ zu verschaffen und Übergänge ins Leben zu gestalten. Wir tragen dadurch dazu bei, dass gravierende Belastungsstörungen nach Lebenseinbrüchen vermieden werden.
Notfallseelsorge: Im Namen des „Ich bin da"
Das ist die Erfahrung des Mose. Er erfährt, dass Gott, der „Ich-Bin-Da“, für ihn und das Volk da ist und dass er zu ihm sagt: Ich habe das Elend meines Volkes gesehen! Er hört auf Gottes Ruf, der ihn sendet: Geh! Versammle das Volk und sag ihnen, ich habe sorgsam auf euch geachtet und habe gesehen, was man euch antut. (Vgl Ex 3)
In der Notfallseelsorge geht es darum, zu wissen, dass man selbst von Gott getragen ist – und auch, dass dieses Getragensein durchaus als Grundhaltung den / die andere erreichen kann. Aber auch das liegt in Gottes Hand.
Notfallseelsorge: Im Namen des „Schweigenden“
Das ist die Erfahrung von Ijob. Er sagt im Angesicht seiner Freunde, die ihn mit vielen Ratschlägen belasten: „Dass ihr endlich schweigen wolltet; das würde Weisheit für euch sein.“ (Ijob 13,5).
In der Notfallseelsorge brauchen wir die Fähigkeit des qualifizierten Schweigens, um angemessen handeln zu können. Wir müssen darüber hinaus achtsam sein in der Begegnung mit dem Leid!
Notfallseelsorge: Im Namen des „Vergebenden“
Das ist eine wesentliche Erfahrung des Psalmisten. „Darum soll jeder Fromme in der Not zu dir beten; fluten hohe Wasser heran, ihn werden sie nicht erreichen.“ (Ps 32,6).
Eine Krise, der wir in der Notfallseelsorge begegnen, kann über die Betroffenen schwappen wie eine Welle. Wir sollen wie „Furt-Menschen“ mit den Betroffenen mitgehen – auch auf die Gefahr hin, selbst ein Stück von den Fluten mitgerissen zu werden.
Notfallseelsorge: Im Namen Jesu
Das ist eine besondere Erfahrung in der Begegnung mit Jesus. Jesus geht selbst dort hin, wo andere vor Angst stehen bleiben. Das erfahren z.B. die Menschen mit ansteckenden Krankheiten oder die, die von der Gesellschaft ausgeschlossen waren oder nur wenig akzeptiert waren.
Wir sollen in der Notfallseelsorge empfindsam sein für andere – und mit klarem Blick mutig handeln.
Notfallseelsorge: Im Namen des Heiligen Geistes
Das „Da sein“ ist auch eine Erfahrung des Heiligen Geistes: „So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.“ (Röm 8, 26)
Wir sollen in der Notfallseelsorge Anwalt sein für das Leben – und Fürsprecher sein für andere.